Der Einzug von Künstlicher Intelligenz in die deutsche Industrie

Die IT-Branche diskutiert seit mehreren Jahren Künstliche Intelligenz (KI). Aber wie relevant ist das Thema in deutschen Unternehmen? Sind Firmen hierzulande bereit, Künstliche Intelligenz einzusetzen?

Der Einzug von Künstlicher Intelligenz in die deutsche Industrie

Wie eine repräsentative Befragung der deutschen Industrie im Auftrag des Digitalverband Bitkom ergab, nutzen heute bereits 12 Prozent der deutschen Industrieunternehmen KI im Kontext von Industrie 4.0.

Insbesondere bei den mittelständischen Unternehmen erlangt KI einen immer größeren Stellenwert. Neben IoT und Plattformökonomie ist sie einer der großen Trends. Zudem sind Prozesse bei vielen Unternehmen weitgehend automatisiert. Vollautomatische N2N-Prozesse optimieren die Abwicklung von Aufgaben und reichen von einer automatischen Variantenkonfiguration über die Produktion bis hin zum Versand. Dies deckt sich auch mit den Erwartungen der deutschen Industrieunternehmen. Jedes zweite Unternehmen rechnet damit, dass maschinelles Lernen und KI im Zusammenhang mit Industrie 4.0 bestehende Geschäftsmodelle tiefgreifend verändern werden.

Die Einsatzfelder für KI sind mittlerweile breit gefächert – nicht nur in der Produktion

Die Nutzungsmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz reichen von KI-gestützter Datenanalyse zu Auffälligkeiten und Mustern bis hin zu voll automatisierten und selbststeuernden Prozessen. Darüber hinaus entlasten selbststeuernde und optimierende Softwareroboter via KI-gestützter RPA – Robot Process Automation – den Menschen vor der Tastatur.

ERP und Künstliche Intelligenz

Auch finden KI und maschinelles Lernen Eingang in die Weiterentwicklung von ERP-Lösungen. Aktuell lässt sich eine Transformationsphase vom klassischen ERP hin zu intelligenten ERP-Systemen beobachten. Fast alle Anbieter beginnen, mit Künstlicher Intelligenz Erfahrungen zu sammeln. Es können bereits Eingangsrechnungen und Spracheingaben automatisch verarbeitet werden und es gibt erste gute Ergebnisse in der KI-gestützten Datenanalyse. Diese erkennt Auffälligkeiten, Muster oder Anomalien aus unterschiedlichen Daten.

ERP-Lösungen profitieren zudem im Bereich der Sprachsteuerung inklusive Bots. Sogenannte Hands-Free-ERP-Systeme erleichtern die Handhabung und eröffnen viele neue Einsatzmöglichkeiten sowie eine ganz andere User Experience. Eine Weiterentwicklung hier wäre der Einsatz von intelligenten Assistenten wie Alexa und Siri, die in Echtzeit Analysen durchführen und auf die Situation angepasste Lösungen vorschlagen.

Entscheidender Faktor – Datengrundlage

Die zu Grunde liegenden Daten, die KI nutzen kann, sind ausschlaggebend für die Implementierung von KI-basierten Lösungen. Gerade die Quantität und Qualität der Daten spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Diese sind sehr häufig weder in den Prozessen noch in den Maschinen ausreichend vorhanden. Unter anderem, weil die Maschinen nicht die nötige Sensorik besitzen und nicht in den Systemen integriert sind.

Für ERP-Anbieter gilt, dass ihre Systeme KI-gestützte Prozesse integrieren und geeignete Algorithmen zur Verfügung stellen müssen. Hier lohnt sich die Nutzung von cloudbasierten IoT-Plattformen. Diese bringen sowohl verschiedenste Algorithmen als auch große Rechenleistung mit, um Modelle zu trainieren und Daten zu analysieren. Selbstverständlich spielt die Unternehmensgröße bei der Entwicklung von KI-gesteuerten Systemen eine Rolle, jedoch ist die Typologie eines Unternehmens noch bedeutender. Sondermaschinenhersteller weisen andere Datenmengen und -qualitäten auf als Großserienfertiger. Dementsprechend sind die Bedürfnisse an KI sowie die vorliegende Basis, um überhaupt sinnvoll Machine Learning und Künstliche Intelligenz nutzen zu können, sehr differenziert. Klar ist jedoch: Das ERP-System – als zentraler Prozess- und Datenhub, der alle unternehmensrelevanten IIoT-Themen orchestriert – ist mehr denn je das digitale Rückgrat der Unternehmen in der Industrie. Bis wir jedoch tatsächlich zu dem Punkt kommen, an dem sich darüber Unternehmensprozesse überwiegend selbststeuernd managen lassen und der Mensch vor der Tastatur abgelöst wird, bedarf es noch einiger Zeit und Entwicklungsarbeit.

Und hier gibt‘s noch mehr Digitalisierungsstrategien im Mittelstand und der Industrie.


Autor: Michael Finkler, Geschäftsführer proALPHA 

Michael Finkler verantwortet das Business Development der proALPHA Gruppe. In seinen Zuständigkeitsbereich fallen auch die Kooperationen mit führenden Forschungsinstitutionen und Verbänden. Hier engagiert er sich für die Entwicklung praxistauglicher Industrie-4.0-Lösungen, unter anderem als Vorstandsmitglied des VDMA Fachbereich Software und Digitalisierung, des VDMA Landesverband Mitte und des Bitkom Arbeitskreis ERP, sowie als Mitglied des Forschungsbeirats des FIR e.V. an der RWTH Aachen. Als Gründer und Vorstandsvorsitzender hat er seit 1994 die ALPHA Business Solutions AG aufgebaut und in 2015 den Zusammenschluss mit der proALPHA Gruppe verantwortlich geleitet. Davor arbeitete er viele Jahre als Projektleiter und Leiter der ERP-Beratung für Hewlett-Packard.

Über proALPHA:

Die proALPHA Gruppe ist in Deutschland, Österreich, Schweiz der drittgrößte Anbieter für ERP für mittelständische Unternehmen in Fertigung und Handel. Seit über 25 Jahren bietet proALPHA eine ERP-Lösung, Consulting, Service sowie Schulungs- und Wartungsleistungen aus einer Hand. Die ERP-Komplettlösung proALPHA steuert mit ihrem breiten Funktionsspektrum sämtliche Prozesse entlang der Wertschöpfungskette. Davon profitieren über 2.000 mittelständische Kunden verschiedenster Branchen und in 50 Ländern – etwa aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Elektronik- und Hightech-Industrie, der Metallbe- und -verarbeitung, der Kunststoffindustrie, dem Großhandel sowie Automobilzulieferer.

Post Author: Redaktion des ROBINAUT