Mensch gegen Maschine? Künstliche Intelligenz im Personalbereich

Künstliche Intelligenz überschwemmt Unternehmens-IT. Kein Weg führt an diesem Begriff vorbei – besonders in der HR-Abteilung findet KI Verwendung beim Recruiting. Lohnt sich die Implementierung der neuartigen Technologie oder ist der Rückhalt vieler Unternehmen gerechtfertigt?

Mensch gegen Maschine? Künstliche Intelligenz im Personalbereich

In der Geschichte der Menschheit hat sich jede technische Neuerung letztlich durchgesetzt, welche den Menschen nützlich war. Die künstliche Intelligenz (KI) wird keine Ausnahme sein. Sie wird im Unternehmensumfeld schon heute in allen Bereichen eingesetzt, auch in der Personalabteilung. Gerade für Human Resources ist die Bedeutung der Algorithmen schon heute größer als sich viele vorstellen wollen – HR hat sich gewissermaßen schleichend an KI gewöhnt. Doch fangen wir von vorne an.

Was ist künstliche Intelligenz?

„KI“ bildet die Abläufe der menschlichen Intelligenz durch entsprechend programmierte Tools ab, das menschliche Verhalten wird also auf künstliche Weise simuliert. Im Ergebnis können diese Werkzeuge weit mehr leisten als die bloße Flankierung des Menschen bei seinen Routineaufgaben am Arbeitsplatz. Künstliche Intelligenz kann auch Entscheidungen treffen, die bisher dem Menschen vorbehalten waren. Die rasant fortschreitende Technik bringt auf diese Weise immer klügere Roboter hervor, deren „geistige“ Leistungsfähigkeit sich stetig steigert. Schlagende Argumente für den Einsatz künstlicher Intelligenz in den Unternehmen sind die Fähigkeit zum 24/7-Einsatz ohne Ermüdung, fehlerfreies Arbeiten in rasantem Tempo, keine Krankheits- und Urlaubszeiten und keinerlei Kündigungsneigung. Auf diese Weise werden die Prozesse in vielen Unternehmensbereichen smarter und effizienter. Doch wie sieht es in Sachen KI in den Personalabteilungen deutscher Unternehmen aus?

Personalmanagement: KI ist großes Thema

Eine Studie des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM) offenbart, dass sich bereits drei Viertel der Personalmanager unseres Landes schon längst mit dem Thema „Künstliche Intelligenz in der Personalarbeit“ beschäftigen – diese Zahl spricht eine deutliche Sprache. Andererseits verweigert sich immerhin noch ein gutes Viertel der Befragten beharrlich dieser neuen Technologie.

Es steht zu erwarten, dass sich der Einsatz von KI in Human Resources binnen kurzer Frist erheblich erweitert, denn gerade im neuralgischen Bereich Recruiting hat HR nahezu überall Druck im Kessel – und exakt hier ist KI schon heute eine wichtige Unterstützung. Dasselbe gilt auch für administrative Tätigkeiten, der Einsatz künstlicher Intelligenz kann auch an dieser Stelle erheblich entlasten. Eine weitere Zahl aus der BPM-Untersuchung zeigt auf, wie tief das Thema künstliche Intelligenz bereits in den Köpfen der HR-Manager steckt: nur eine Minderheit von 45% der Befragten sprach sich dafür aus, dass eine Maschine niemals die finale Entscheidung in einem Personalauswahlprozess treffen darf.

Dennoch steckt der konkrete Einsatz künstlicher Intelligenz in HR noch in den Kinderschuhen, die Möglichkeiten von KI werden noch lange nicht ausgeschöpft. Das Bewusstsein der wachsenden Bedeutung von KI ist indes zumindest im Kreise der Entscheider weitgehend vorhanden. In Deutschland wird diese moderne Technologie bisher vergleichsweise zurückhaltend eingesetzt, der sorgfältige deutsche Blick auf Themen wie Transparenz und Datenschutz spielt hier sicher eine Rolle. Das muss kein Nachteil sein, wenn sich nicht am Ende doch noch die berüchtigte German Angst als entscheidendes Hemmnis erweist. Ein weiterer Grund für die Zurückhaltung beim Einsatz von KI im Personalbereich ist die in vielen Unternehmen leider mangelhafte Einbindung des Personalmanagements in die Digitalisierungsstrategie. Hier zeigt sich wieder einmal, dass HR von den Unternehmensleitungen nicht überall als ebenbürtiger Partner angesehen wird.

KI in der Personalpraxis – Recruiting ganz vorn

Wir leben im Zeitalter des Fachkräftemangels und daran wird auch die sich aktuell abzeichnende Rezession im Prinzip nichts ändern. Die manuelle Durchführung aller relevanten Recruiting-Prozesse gilt mit Blick auf vorhandene Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz schon heute als ineffektiver Zeitfresser. Moderne Tools können heutzutage in Windeseile über soziale Medien und Business-Netzwerke geeignete Kandidaten nach vorher definierten Kriterien finden, Chatbots kommunizieren gleichzeitig mit einer Vielzahl an potenziellen Kontakten. Dazu wäre ein Mensch niemals in der Lage. Der weitere Auswahlprozess wird durch intelligente Potenzialanalyse-Tools unterstützt, welche Kompetenzen, Fähigkeiten und Motivation von Kandidaten mithilfe bestimmter Algorithmen hervorragend identifizieren können.

Es ist sogar denkbar, dass künstliche Intelligenz Job-Interviews führt, hier gibt es bereits erfolgversprechende Produkte. Ob der Roboter allerdings den Menschen bei Bewerbungsgesprächen zumindest teilweise ersetzt, steht derzeit noch in den Sternen. Ausgeschlossen scheint es nach Lage der Dinge allerdings nicht. Allerdings wird die bisher schon betriebene Vorauswahl durch künstliche Intelligenz noch breiteren Raum einnehmen.

Auch im Bereich Personalverwaltung hilft künstliche Intelligenz schon heute, beispielsweise bei der Automatisierung der Bearbeitung von Mitarbeiteranfragen oder der Steuerung von Fortbildungsinhalten. KI ermöglicht zudem Auswertungen über das vermutliche künftige Verhalten der Mitarbeiter und andere relevante Themen. Von Algorithmen gesteuerte Analysen sind insgesamt in der Lage, auf Basis von eingespeisten Erfahrungswerten passgenaue Projektionen künftiger Entwicklungen darzustellen, aus welchen sich wichtige Entscheidungen für HR ableiten lassen.

Fazit

KI wird sich auch in den Personalabteilungen deutscher Unternehmen durchsetzen. Sind deutliche Effizienzgewinne zu erwarten, wird bald kein Unternehmen mehr auf den Einsatz von Algorithmen verzichten wollen.

Die Nutzung künstlicher Intelligenz macht etliche Arbeiten von Menschen überflüssig. Das bedeutet aber nicht automatisch Massenentlassungen, die HR-Manager werden vielmehr zu anderen Arbeitsschwerpunkten übergehen und insbesondere verstärkt beratende und strategische Tätigkeiten verrichten. Human Resources wird den Mensch nicht aus dem Blick verlieren – im Gegenteil.

Post Author: Redaktion des ROBINAUT