Deutschlands führende Initiative für künstliche Intelligenz (KI), appliedAI, hat ihr jährliches Update der Start-up-Landkarte veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass der Hype um die Technologie weiter anhält. Doch trotzdem besteht Aufholbedarf.
Spiegel der deutschen Innovationskraft: 15% Wachstum im Bereich künstliche Intelligenz
Die meisten deutschen KI-Start-ups liefern Lösungen für die Unternehmensbereiche Marketing und Customer Service, nur wenige für Deep-Tech-Bereiche wie IT und Cybersecurity. Besonders häufig sind die Start-ups den deutschen Kernindustrien Fertigung, Transport und Mobilität sowie dem Gesundheitswesen zuzuordnen.
Deutschen KI-Start-ups geht es gut. Insgesamt gibt es in Deutschland 247 junge Unternehmen, die KI in signifikantem Umfang einsetzen. Verglichen mit den Ergebnissen aus dem Vorjahr, entspricht dies einer Zunahme von 15%. 54 Start-ups kamen seitdem hinzu; entweder weil sie neu gegründet wurden oder weil sie inzwischen die Kriterien für die Aufnahme in die Landkarte erfüllen. Nur wenig Start-ups aus dem Vorjahr – insgesamt 21 Unternehmen – sind nicht mehr Teil der diesjährigen Landkarte; entweder weil sie nicht mehr aktiv sind oder weil sie inzwischen einen anderen Technologiefokus haben.
Dr. Andreas Liebl, Managing Director von appliedAI sagt:
„Die Überlebensrate der inkludierten Start-ups liegt bei 90%. Das ist ein großartiger Wert und zeigt, dass sich Start-ups mit KI-Fokus auch in Deutschland positiv entwickeln. Da Start-ups die Innovationsfähigkeit von Ländern spiegeln, ist es wichtig, ihre Entwicklung in Deutschland genau zu verfolgen.“
Start-ups sammeln 24% mehr Kapital als im Vorjahr
In Sachen Finanzierung legen die Start-ups ebenfalls zu. Während sie sich im Vorjahr insgesamt 1,2 Mrd. Euro sichern konnten, sind es dieses Mal bereits 2,2 Mrd. Euro. Dies entspricht einem durchschnittlichen Plus von 24%. Auch hinsichtlich der Mitarbeiterzahl setzt sich der Skalierungstrend fort: Bereits 23 KI-Start-ups beschäftigen über 100 Mitarbeiter, im Vorjahr traf dies auf nur neun Start-ups zu. Celonis kann aktuell als einziges deutsches Start-up auf mehr als 500 Mitarbeiter zählen. „Diese Zahlen belegen, dass deutsche KI-Start-ups zunehmend ‚erwachsen‘ werden und sich am Markt etablieren. Sie erhalten mehr Kapital, beschäftigen mehr Mitarbeiter und scheitern – verglichen mit anderen Start-ups – seltener“, kommentiert Dr. Liebl.
Branchentrends setzen sich fort
Wie im Vorjahr, sind die meisten KI-Start-ups der Fertigung, Transport und Mobilität sowie dem Gesundheitswesen zuzuordnen und haben einen B2B-Fokus. Besonders die Fertigung legt im Vergleich zum Vorjahr zu. Schlusslichter sind die Logistik- und Pharmabranche, während der Handel und das Finanzwesen im Mittelfeld stagnieren. Nur wenige deutsche KI-Start-ups beschäftigen sich mit Deep-Tech-Themen wie IT und Cybersecurity. „Dies könnte an einer gewissen Skepsis deutscher Unternehmen liegen, die es scheinbar vermeiden, in strategisch sensiblen Angelegenheiten mit Start-ups zusammenzuarbeiten, und hier große, etablierte Unternehmen bevorzugen,“ so Dr. Liebl. Vergleicht man die Zahlen im Bereich Deep-Tech mit den USA oder Israel, so zeigt sich, dass hier durchaus Aufholbedarf besteht. Die meisten Start-ups sind hierzulande weiterhin den Unternehmensbereichen Marketing und Customer Service zuzuordnen.
Regionales Gefälle bleibt bestehen
Weiterhin sind rund zwei Drittel aller deutschen KI-Start-ups in Berlin und München ansässig. Spitzenreiter bleibt Berlin mit 95 Start-ups, München kommt auf 61 Unternehmen. Deutlich hinterher hinken auf Platz drei und vier Hamburg mit 14 und Karlsruhe mit neun Start-ups. Alle anderen Städte bleiben im einstelligen Bereich. In Sachen Finanzierung bietet München aufgrund seiner Wirtschaftskraft weiterhin ein ideales Ökosystem für Start-ups: 27 Mio. Euro erhielten Start-ups in der diesjährigen Untersuchung dort im Schnitt. In Berlin waren es nur 9 Mio. Euro.
Gemeinsam mit NVIDIA und Google, sowie acht führenden Venture Capital-Unternehmen (Digital+ Partners, Earlybird Capital, eCAPITAL, High-Tech Gründerfonds, HV Holtzbrinck Ventures, Lakestar, Speedinvest und Unternehmertum Venture Capital Partners) wurden mehr als 1000 Start-ups von den Strategen der appliedAI-Initiative untersucht. Die Start-up-Landkarte inkludiert Start-ups, deren Geschäftsmodell auf maschinellem Lernen basiert und die nach 2010 in Deutschland gegründet wurden oder in Deutschland signifikante Geschäftsaktivitäten betreiben. Die Start-ups werden basierend auf folgenden Kriterien erfasst und geclustert: Zugang und Verfügbarkeit von Daten, Qualifikation der Gründer und Angestellten, Methodik, Skalierbarkeit des Geschäftsmodells und Gesamtevaluation des Unternehmens.