Wider der Dystopie – Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz

Der Hype um künstliche Intelligenz ist nach wie vor ungebrochen: Mehr und mehr Unternehmen finden Einsatzmöglichen für die innovative Technologie, doch viele zögern noch – zurecht? Ein Blick auf die Chancen und Risiken von KI.

Wider der Dystopie – Chancen und Risiken künstlicher Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) erobert die Welt: Über 1,2 Milliarden Ergebnisse liefert Google zu den Suchbegriffen „Künstliche Intelligenz“, „Artificial Intelligence“ und „Machine Learning“. Pessimisten entwerfen zeitweilen eine von Robotern beherrschte negative Zukunftsvision, die an den Film „Metropolis“ denken lässt. Dabei hat KI zweifellos das Potenzial, auf vielen Gebieten tiefgehende Veränderungen zum Positiven herbeizuführen. Welche Chancen liegen in dieser Entwicklung? Und wie sehen die Risiken aus?

Technologie voller Potential

Bei einer Umfrage zu künstlicher Intelligenz (KI) im Jahr 2018 gaben 62 Prozent der Deutschen an, dass sie die neue Technologie als Chance begreifen – 2017 lag dieser Wert noch bei 48 Prozent. Damit zeigen sich die Befragten erstaunlich offen für ein Thema, über das hierzulande noch viel zu wenig diskutiert wird. Zweifellos gehört KI zu den disruptiven Technologien, besitzt also die Fähigkeit, bestehende Marktstrukturen so zu transformieren, dass ehemals erfolgreiche Produkte und Dienstleistungen teilweise oder ganz vom Markt verschwinden.

Dr. Heiner Pollert, CEO der Patentpool Group und der Prisma Analytics GmbH, erklärt:

„Damit verbunden ist zweierlei: einerseits das Risiko einer schnellen Umwälzung bisheriger Strukturen, was viele überfordern könnte, andererseits die Chance, bestimmte gesellschaftliche Teilbereiche positiv zu reorganisieren.“

Hierbei leistet künstliche Intelligenz einen großen Beitrag – so hat beispielsweise das Münchner Unternehmen Prisma Analytics ein Tool entwickelt, das mithilfe von KI selbstständig Daten auswertet und vernetzt, um komplexe ökonomische und gesellschaftliche Probleme vorherzusagen und Lösungen dafür zu finden. In diesem Zusammenhang wäre vorstellbar, dass sich negative Einflüsse der neuen Technologie – etwa auf den Arbeitsmarkt – gerade durch ihren Einsatz frühzeitig erkennen und verringern lassen.

Standards gefragt

Sich wandelnde Gesellschaftsstrukturen stellen nur eine der möglichen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz dar. Insbesondere die (staatliche) Nutzung von autonomer KI bedarf erhöhter Sicherheitsmaßnahmen, die die Fortschritte in der Forschung und in der Praxis unter eine engmaschige Kontrolle stellen. Je schneller sich internationale Regulierungen und Standards erreichen lassen, umso zuverlässiger und risikoärmer lässt sich die Jahrhunderttechnologie einsetzen. Länderübergreifende Kooperationen beschleunigen zudem die Entwicklung geeigneter Lösungen zur Handhabung und Vermittlung ethischer Werte in der KI, das sogenannten Value-Loading. Neue Fragen fordern Moral und Rechtsprechung heraus. Ein beliebtes Beispiel: Wie soll sich etwa ein autonomes Fahrzeug in einer Unfallsituation verhalten? Oder: Müssen einer KI bestimmte Rechte eingeräumt werden?

Pollert:

Fehlende Antworten hierauf erschweren bisher noch eine zügige und sichere Nutzung künstlicher Intelligenz – werden aber mittelfristig Eingang in Anwendung und Rechtsprechung finden.“

Fehlerminimierung mit System

Eindeutige Vorteile von KI lassen sich dort erkennen, wo sie menschliches Handeln und Entscheiden ergänzt und unterstützt. Wie beispielsweise beim viel diskutierten Thema autonomes Fahren: Weil fast 90 Prozent aller Crashs durch fehlerhaftes Fahrverhalten verursacht werden, können automatisierte Fahrzeuge die Unfallrate im Straßenverkehr erheblich reduzieren. Auch die medizinische Diagnostik profitiert von KI, da sie exakte sowie zuverlässige Befunde und Prognosen liefert, etwa beim Interpretieren von Röntgenbildern oder beim Hautscreening.

Dr. Pollert überzeugt:

„Hier tut sich ein breites Anwendungsfeld auf, das unser aller Leben sicherer und gesünder machen kann. Denn anders als Menschen neigen Programme nicht zur Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und machen daher weniger Fehler.“

In der Qualitätskontrolle erkennt etwa ein selbstlernender Algorithmus die kleinsten Veränderungen und kann deren Auswirkungen einschätzen. Drohnen und Satelliten sind bereits in der Lage, Inspektionen von langen Pipelines durchzuführen. Von großer Bedeutung zeigt sich KI zudem beim Thema Datensicherheit: Machine Learning macht schnell Anomalien in Transaktionen und Prozessen ausfindig, erkennt Bestechungsversuche und schützt vor Hacking.

Pollert berichtet:

„Auch im Bereich der ökonomischen Entscheidungsfindung lässt sich KI mit Mehrwert einsetzen – so hilft die Applikation ‚Decision Point‘ von Prisma Analytics dabei, Kausalzusammenhänge zu finden, von denen heute noch niemand etwas weiß.“

Dazu liefert das Tool Echtzeitinformationen für komplexe Entscheidungsfelder wie Risikomanagement, Krisenprävention oder Investmentstrategien. Wie bei den meisten technischen Innovationen bedeutet das zunächst einen enormen Zeit- und Erkenntnisgewinn. Mehr noch aber ermöglicht künstliche Intelligenz zutreffende Prognosen darüber, wie bestimmte Zusammenhänge sich entwickeln werden; ein tiefgreifendes Verständnis davon, wie und warum sich Informationen, auch Fake News, in einer bestimmten Weise ausbreiten, sowie geeignete Antworten darauf, wie in Krisensituationen am besten zu handeln ist. KI bietet viele Chancen, die es zu nutzen gilt.

Post Author: Redaktion des ROBINAUT