Reality Check: KI im Einkauf

Künstliche Intelligenz (KI) setzt aktuell eine neue Automatisierungswelle in Gang, insbesondere bei administrativen Tätigkeiten. Auch wenn Unternehmen in Deutschland die neuen Technologien nur zögerlich einführen: Viele Mitarbeiter sind um ihren Arbeitsplatz besorgt. Hier lesen Sie, wie der Beschaffungsexperte Franck Lheureux, General Manager EMEA bei Ivalua, die Chancen und Risiken von KI im Einkauf beurteilt.

Reality Check: KI im Einkauf

Gefragt nach den Potenzialen und Gefahren der KI, zeichnen einige Experten ein düsteres Bild. Andere verbreiten grenzenlosen Optimismus. Den Unternehmen nützt jedoch weder eine überzogene Erwartungshaltung noch Panikmache. Die große Unsicherheit beim Thema KI kommt allerdings nicht von ungefähr.

Viel Hype, wenig Greifbares

Einige KI-Lösungen sorgten in den letzten Jahren für spektakuläre Schlagzeilen: der humanoide Roboter Sophia zum Beispiel oder der Sieg von IBM Watson in der Gameshow Jeopardy 2011. Diese Leistungen befeuerten die hohen Erwartungen an eine menschenähnliche Maschinenintelligenz. Im gleichen Maße schürten sie aber auch Ängste vor einer Überlegenheit der Technik. Dabei ist die KI bei weitem noch nicht so weit, wie manch einer glauben mag. In einigen Bereichen, etwa in der Medizin, wurden Projekte wegen falscher Behandlungsempfehlungen wieder abgebrochen. Viele Ideen befinden sich in der Entwurfs- oder Pilotphase.

Nützliche Assistenten

Tatsächlich gibt es erst sehr wenige unternehmenstaugliche KI-Lösungen. Zu den bereits einsatzbereiten gehören Algorithmen zur Interpretation von Dokumenten und zur Verarbeitung natürlicher Sprache. Sie sind schon so ausgereift, dass man sie Mitarbeitern an die Seite stellen kann. Im Einkauf sehen wir aktuell eine Handvoll praxistauglicher Lösungen, die schon zuverlässig Mehrwert generieren. Sie ersetzen aufwendige, manuelle Arbeiten, unterstützen die Einhaltung von Unternehmensrichtlinien, reduzieren die Fehlerquote und digitalisieren die Kommunikation.

Hier drei Beispiele:

1. Chatbots für schnelle Fragen und Antworten

Zur operativen Unterstützung können Chatbots Anfragen entgegennehmen und Auskunft geben. Dabei greifen sie auf Daten aus unternehmenseigenen Systemen, auf externe Datenquellen sowie auf das Internet zu. Hat Lieferant X schon seine Rechnung gestellt? Welches Zahlungsziel wurde mit Lieferant Y vereinbart? Zu welchem Preis beziehen wir derzeit ein bestimmtes Material oder Produkt? Gibt es das irgendwo günstiger? Der digitale Assistent „kennt“ alle verfügbaren Daten sowie relevanten Verträge inklusive Rabattvereinbarungen. Für eine Auskunft sind keine komplexen, von Datenspezialisten programmierten Abfragen mehr nötig. Der Assistent gibt die Antwort binnen Sekunden. Mehr noch: Er liefert auch grafische Auswertungen, Berichte und Analysen für Einkäufer und Management. Zudem unterstützt er Lieferanten im Rahmen der ihnen zugeteilten Zugriffsrechte.

weiter zu: 2. Digitale Assistenten als Guide und Coach

Post Author: Redaktion des ROBINAUT